Mavic 2 Pro Indoor Flug - Worst Case Szenario

  • Ich habe den Auftrag, in der nächsten Woche in einem großen Werk mit u.a. einer der größten und modernsten Gießereien Europas "Luftaufnahmen" zu machen, also letztlich die Drohne als Kran und Luft-Dolly zu verwenden, um Anlagen und Prozesse zu filmen.


    Das ist insofern herausfordernd, weil das gesamte Werk als Stahlkonstruktion gebaut ist - Wände, und Decken, überall Stahlprofile. Ebenso sind die Hallen voll mit Stahl in verschiedensten Ausführungen - Leitungen, Traversen, Maschinen, Hochregallager, usw.


    Da dachte ich mir, ich berichte mal von den Vorbereitungen und später davon, wie das ganze so gelaufen ist. :-)


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    Vorbereitung

    Zunächst war angedacht, das ganze hochdynamisch mit einem Racer zu machen, das wurde inzwischen aber verworfen, es soll dann doch eher cineastische Einstellungen und Fahrten geben.

    Drohnenauswahl und Einstellungen

    Aufgrund der großen Entfernung zur Location war es nicht möglich (oder vielmehr im Budget), die Location vorher zu besichtigen, oder auch einen kleinen Testflug zu machen.

    Bei der Wahl des Copters wäre die Inspire 2 mit seperatem Kamera-Operator zwar meine erste Wahl gewesen, sie ist aber für dieses Vorhaben nicht praktikabel. Zum einen ist es zu gefährlich, da knapp über Menschen und nah an Menschen geflogen werden soll, zum anderen soll es besondere Einstellungen und Fahrten in beengten Räumen geben, die mit der Inspire nicht realisierbar gewesen wären. Teilweise geht es auch nah an hochsensible und sehr teure Anlagen, was auch die Haftungsfrage (Versicherung) schwierig gemacht hätte, sollte etwas passieren.


    Somit kommt die Mavic 2 Pro zum Einsatz, wegen der 10-Bit Farbtiefe, eine der Anforderungen der externen beteiligten Postproduktion.

    Weiterhin nehme ich eine zusätzliche Mavic 2 Pro und eine Phantom 4 Pro als Backup mit, um Ausfallsicherheit zu garantieren. (Es werden 12 Personen vor Ort sein - Film-Crew, Agentur, Kunde, Postproduktion - mit 2 Übernachtungen, so dass nicht einfach aufgegeben werden kann, sollte die Drohne abstürzen oder sonst wie Schwierigkeiten bereiten.


    Ich beabsichtige, möglichst vieles im Tripod-Mode zu fliegen. Dabei ist natürlich damit zu rechnen, dass es Schwierigkeiten hinsichtlich der Kompasse und des plätzlich einsetzenden GPS-Empfangs geben könnte. Die beiden Mavics habe ich daher modifiziert, und mir den ATTI-Mode auf den Sport-Modus gelegt. Sollte es also Schwierigkeiten mit der Positionierung kommen, kann schnell und manuell in ATTI geschaltet werden. Ausserdem ist die Mavic mit den Propeller Guards ausgestattet.

    Der Dreh wird den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Daher nehme ich insgesamt 6 Mavic-Akkus mit, sowie 2 Ladegeräte und 2 normale Remote Controller und einen Smart Controller. Fliegen werde ich mit normalem Controller und iPad, der Smart Controller dient nur zur HDMI-Ausgabe des Live-Bildes auf einen Vorschau-Monitor für Agentur und den Kunden.

    Test

    Den wird es nicht wirklich geben. :-) Ich werde zwar morgen noch mal Testflüge in einer Halle machen, welche aber mit Stahlbetonfertigteilen gebaut wurde, statt komplett aus Stahl. Das wird also in der nächsten Woche beim Dreh dann recht spannend werden.

    Notfalls muss halt komplett in ATTI geflogen werden, was dann jedoch immer direkte und nahe Sicht auf die Drohne bedeuten würde (geplant sind andere Einstellungen). Dafür wird auch einer meiner Assistenten mitreisen, mit dem ich via Funk verbunden bin, und der mir Abstände ansagen kann.


    Fortsetzung folgt....

  • Hinzu kommen könnte, skyscope , die zwei Gießereien die ich kenne, schaffen ihr Alteisen mittels Magnetkran (Glocke) zum Ofen.

    Insofern hast Du recht, ATTI - Dein Freund und Helfer.


    PS: Dann hätte es dort noch Induktionsöfen. Da habe ich aber keinen Plan, inwieweit die stören könnten.

    Einmal editiert, zuletzt von Dieselfan ()

  • Dieselfan , danke, aber glücklicherweise keine Magneten vorhanden.


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    Kurzes Zwischenfazit

    ...einfach mal unsortiert hintereinader weg:

    • Ein Start in den Hallen war ohne "Kompass-Fehler" nicht möglich. Die Hallen hatten aber zusätzlich zur Stahl-Konstruktion, den Stahl-Innebauten und -Maschinen auch noch Böden aus massiven Stahl-Fliesen! Also mehr Stahl geht nicht. :-)
    • Anfangs bin ich aussen gestartet und durch die Rolltore reingeflogen, bis auf die entsprechenden Dreh-Positionen. Einmal in der Luft, hatte die Mavic 2 dann aber keinerlei Probleme mehr, den ATTI-Modus habe ich nicht einmal nutzen müssen. Nach ein paar solcher Drehs in verschiedenen Hallen, bin ich dann trotz "Kompass-Fehler" direkt in der Halle gestartet, in der Luft verschwand die Meldung dann wieder und trat nicht mehr auf. Beeindruckend.
    • Weil ich sehr eng an Bauteilen vorbei oder auch dicht über Bauteile hinweg fliegen wollte und auch gemacht habe, habe ich die Hinderniserkennung ausgeschaltet (Die Montage der Propeller Guards wird von der Mavic erkannt, und die seitlichen Sensoren werden dann (mit Hinweis) eh dauerhaft abgeschaltet.) Die Radaranzeige lässt sich dann dennoch einblenden, und man hat trotz ausgeschalteter Hinderniserkennung entsprechende Hinweise. So habe ich dann ca. 80% aller Einstellungen gedreht: Tripod-Modus mit ausgeschalteter Hinderniserkennung, also Position-Hold. Den Rest im normalen P-GPS, meist aber dann eben im automatischen Opti-Mode Fallback (ohne GPS).
    • Apropos GPS: In der Halle sprang der GPS-Empfang in Decken-Nähe mal an, mal aus, lustig im Wechsel. Am Anfang fand ich das noch mäßig beunruhigend und hatte einen Finger immer am SChalter der Remote, um in ATTI gehen zu können. ABer der Mavic machte das überhauzpt nichts aus, so dass ich später am Tag darauf schon gar nicht mehr geachtet habe. ATTI habe ich nie benutzen müssen.

    Geflogen bin ich übrigens die ganze Zeit mit einer Mavic 2, die weder nach dem Auspacken Mitte des Jahres, noch jemals danach kalibriert wurde. Nur mal am Rande.


    In Summe also eine äußerst beeindruckende und nach den ganzen Phantoms, der Inspire und auch der Mavic 1 völlig ungewohnt positive Indoor-Erfahrung. Den nächsten diesbezüglichen Dreh werde ich mit einiger Gelassenheit angehen...


    preview


    Weitere Bilder und vielleicht kurze Clips dazu poste ich später einmal nach Freigabe...

  • Beeindruckend der Wechsel von P-GPS auf Opti-Mode. Ich habe schon immer bedenken beim Fliegen direkt an einer steilen Klippe oder unter einer engen Brücke, dass der Wechsel zwischen den Modi doch eine entsprechende Positionskorrektur mit sich bringt.


    Hier hatte ich mit meinem Phantom 3 Pro in der Anfangszeit (war mein 2ter Flug) mal schlechte Erfahrungen gemacht. Wollte im Bereich unter einer Betonbrücke knapp über dem Wasser den Neckar überqueren. Ziemlich genau in der Mitte kam es zum Abbruch des GPS-Signales infolge der Beschattung der Beton-Brücke. Daraufhin hat die Phantom 3 auf einmal mit gefühlter max. Geschwindigkeit dem Flusslauf gefolgt und war nach 3 Sekunden nicht mehr zu sehen. Ob das jetzt im Opti-Mode durch das VPS das einer Struktur im Wasser folgen wollte oder im Atti-Mode dem starken Windzug folgend der unter einer solchen Brücke herscht, kann ich bis heute nicht sagen. Ich habe daraufhin den Phantom 3 einfach aufsteigen lassen und nach einer gefühlten Ewigkeit (waren wohl nur ca. 10 Sekunden) hat es sich wieder mit GPS-Signal im P-Mode gefangen und ließ sich wieder problemlos zurückfliegen.


    Aber irgendwie steckt das Ereignis immer noch in mir, warum ich vom unvermittelten Wechsel von GPS auf Opti oder Atti immer vorsichtig bin. Fliegen direkt im Atti, was beim P3P direkt auf dem Modi-Schalter lag, war dagegen problemlos und habe ich auch immer wieder geübt.

  • Ja, ich habe da auch meine Erfahrungen mit den bisherigen Coptern. Der Phantom 4 Pro war Indoor gut nutzbar, aber an Mavic 1 Pro habe ich zwei aufgrund von Kompass/GPS-Irritationen verloren (nicht wirklich verloren, aber reparaturbedürftig gecrasht). Daher hatte ich auch immer ein ungutes Gefühl, Indoor oder auch generell in Situationen mit schwachem GPS-Empfang.


    Aber nach der Erfahrung mit der M2P - wie gesagt in vielen verschiedenen, auch recht engen Hallen - geht der Phantom 4 Pro nun weg, da ich ihn eigentlich nur noch deswegen fallweise eingesetzt hatte, da ich der M2P bisher nicht wirklich traute. Herausgestellt hat sich aber, dass auch in recht großer Indoor Höhe von deutlich über 13 Metern die optische Positionieren immer problemlos funktionierte - im Gegenssatz zum P4P. Wohl eine der kleinen oft unmerklichen Verbesserungen bei neuen Copter-Generationen "unter der Haube".

  • Noch kurz was zur Stromversorgung, weil ich gerade wieder auflade :-)


    Ich habe ja jeweils den ganzen Tag gedreht (knapp 2 Stunden Footage / Tag), genutzt wurden 6 Akkus im Wechsel. Die Akkus wurden dabei durchschnittlich nur bis 50% runter geflogen (meist nur auf 70% bis 80%, selten auf 30%), da bei jedem Start ein frischer 100% Akku eingelegt wurde.

    Das hat gut funktioniert, es waren auch immer 2, 3 frische Akkus verfügbar, wobei ich froh war, einen Assitenten dabei gehabt zu haben, der sich darum kümmerte. Daher weiß ich nicht, ob nicht auch 5 Akkus für einen quasi durchgängigen Dreh (mit Besprechungen zwischendurch) gereicht hätten, muss ich beim nächsten Mal mal drauf achten.


    Knackpunkt dabei ist natürlich der Remote Controller, der irgendwann keinen Saft mehr hat. Ich hatte einen zweiten dabei, das war OK, aber das ist ja vielleicht nicht immer der Fall. Man kann den Controller aber auch am seitlichen Micro USB mit einer kleinen Powerbank befeuern, die man mit längerem Kabel bspw. in der Hosentsche hat. Das iPad schließe ich eh immer am USB-A an.


    Apropos iPad: Dass sich dieses ja auch leert und nicht einen ganzen Tag durchhält, hatte ich nicht auf dem Planungs-Zettel :-) , und das lässt sich ja parallel nicht extern mit Strom befeuern. Glücklicherweise hatte jemand ein iPad mini 5 dabei, welches ich dann als Notlösung mißbrauchen konnte (DJI GO App drauf, Konto anmelden, fertig). Das hat mir übrigens so gut gefallen, dass ich vom iPad Pro als Flug-Pad nun auf ein Mini 5 umsteigen werde....

  • Zu Beginn meiner Drohnen-Zeit mit dem Phantom 3 Pro war ich auch der Meinung, ein Tablett mit um die 8 Zoll ist die ideale Größe. Das iPad Mini (ich hatte das 3er) ist vom Gewicht und Größe Ideal zur Halterung der LightBridge-RC des P3. Im Schatten und bei trübem Wetter hat das alles wunderbar funktioniert. Bei Sonnenschein war das Display jedoch kaum abzulesen geschweige denn die Aufnahme in irgend einer Weise zu beurteilen. Absolut kein Vergleich zum iPad Pro 9,7“.


    Auch ein Sonnenschutz war eher Kontraproduktiv, da das iPad Mini dadurch seine Temperatur nicht mehr abbauen konnte was zu grünen Streifen bis zu kompletten Bildausfall führte. Also löste ich mich rel. schnell wieder von meinem iPad Mini 3 obwohl es in Gold Weiss perfekt zum P3Pro passte. Ich hoffe das es bezüglich Displayhelligkeit und auch Performance beim Mini 5 deutlich besser geworden. Gerade letzteres sollte nicht nur Indoor sondern auch bei Sonnenschein einigermaßen funktionieren.