Gedanken und Grundlagen für ein attraktives Video

  • An der einen oder anderen Stelle bekommt man die Frage wie einem das frisch erstellte Video gefällt oder was man denn so besser machen könnte. Oftmals liegt es dabei nicht an der Qualität bzw. dem Nachbearbeiten. Vielmehr kommt es darauf an, wie einzigartig wird das aufgenommene Motiv wiedergegeben. So gilt eine 450. Aufnahme vom Hafenbecken von der Elbphilhamonie in Hamburg inzwischen als zu oft gesehen und langsam als "ausgelutscht" während ein interessanter Anflug auf eine einsame Hütte auf irgendeinem beliebigen Feld, den Zuschauer am Bildschirm binden kann.


    Ich möchte hier mal aus dem Stehgreif ein paar Punkte zusammenfassen, wo man bereits beim erstellen eines Videos aber auch in der Nachbearbeitung beachten sollte. Sicher sind das nur ein paar wenige Anhaltspunkte und es lässt sich auch nicht immer in dieser Form anwenden. Dennoch können diese Punkte als Leitlinie herangezogen werden. Vor allem die individuelle Linie ist dass, was ein Video einzigartig macht. Dabei muss man sich dann auch mehr oder weniger von einer solchen Linie wegbewegen. Also das Ganze nicht zu Genau nehmen. Für die ersten Versuche ist das Beachten dieser Punkte nicht schlecht irgendwann kommt dann so oder so die eigene Linie mit eigenen Faktoren hinzu.

    Gedanken und Grundlagen für ein attraktives Video

    1. Storyboard:

    Ein gelungenes Video zeichnet sich dadurch aus, dass es für den Zuschauer kurzweilig ist und er durch die Story gefangen wird. Ganz wichtig dabei ist, welche Message will ich mit dem Video rüber bringen. In vielen "Wald und Wiesen Videos" kann man oft gar keine Message finden, allenfalls "Schaut mal wie schön ich geflogen bin". Das ist für einen persönlich ganz nett, sieht man aber von dem persönlichen Bezug (den der Pilot zu seinen eigenen Aufnahmen hat) ab, ist es für alle anderen Zuschauer meist sehr ermüdend. Auch wenn man jetzt z.B. in einem Urlaub erst einmal jede Menge Film-Material sammelt, so sollte man sich im Nachhinein eine Story für den Film bzw. die Szene überlegen und demnach eine begrenzte Auswahl treffen. Z.B. Film = "Griechenland-Urlaub 2016" / Szene = "Besuch der Akropolis". Bei diesem Verfahren entsteht dann jedoch eine größere Menge filmischer Ausschuss. Diesbezüglich ist es also besser, wenn man sich eine solche Message vorher überlegt, in einem Storyboard niederlegt und dann gezielt die Aufnahmen angeht. Der Profi überlegt sich dann auch schon im Vorfeld von welcher Seite, mit welche Einstellungen zu welcher Lichtstimmung (sprich Sonnenstand) er das gewünschte Motiv in eine besondere Szene setzt.


    2. Bewegungen:

    Eine Grundregel beim Filmen besteht darin "Das Motiv bewegt sich - die Kamera bleibt still". Jegliche Bewegung der Kamera lenkt vom Inhalt des Filmes und somit von der Story ab. Das gilt übrigens auch für die später gewählten Überblendungen. Jetzt hat der Copter aber schon einen solchen tollen Gimbal unten dran, der gerade für solche, bewegten Kamerafahrten ideal ist. Dann kann man gerne auch eine Bewegung machen. Dabei aber bitte keine unterschiedlichen Bewegungsrichtungen miteinander mischen. Immer Versuchen in einer Szene max. eine Bewegung hinein zu bringen. Diese sollte dann auch geradlinig sowie ruhig und gleichmäßig und damit sehr geschmeidig sein. Hat man bei einer Bewegung mal "überdreht" und man muss seine Bewegung korrigieren um das Motiv sauber im Bild zu halten, ist die Szene eigentlich nicht mehr zu gebrauchen. Heißt so viel, die Aufnahme noch einmal und diesmal korrekt machen. Gleiches gilt auch, wenn man eine zweite Bewegung einfügen muss um das Motiv wieder in Bildmitte zu bekommen. Also während einem horizontalen Schwenk eine vertikale Neigung einfügen muss. Auch das ist dann leider nur noch Ausschuss.


    3. Wiederholungen:

    Wurde ein Motiv aus einer Perspektive gar mit einer Bewegung bereits einmal gezeigt, wird diese für den Zuschauer uninteressant. Man kann ein und dasselbe Motiv aus unterschiedlichen Richtungen und Einstellungen zeigen. Stichworte sind hier die "Weite" (zeigt z.B. den Ort), die "Totale" (zeigt das gewünschte Gebäude), die "Halbtotale" (zeigt einen größeren Teilbereich des Gebäudes) und die "Nahe" (zeigt z.B. dann nur noch die Haustür). Dabei darauf achten, nicht mehrfach dieselbe Einstellung von demselben Motiv. Also genau bei den Bewegungen. Machst Du einen Rechtsschwenk über den Ort ist ein Linksschwenk danach für den Zuschauer nicht mehr interessant. Also dann lieber etwas langsamer und bereits beim ersten Schwenk alles ausführlich einfangen.


    Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Verfolgt man ein Objekt wie zum Beispiel ein Mähdrescher der ein Feld räumt und man möchte den Fortschritt festhalten, bleibt einem ja nichts anderes übrig. Streng genommen ändert sich hierbei aber auch das Motiv. Aber auch hier nicht ewig dasselbe "Doing" zeigen. Wenn die Story das komplette Abernten des Feldes zeigen sollte bietet sich an, nach einer ersten näheren Aufnahme des Feldes und der Maschinen, ein Sprung zu einer anderen Zeit oder einen Zeitraffer einzubauen. Wie bereits erwähnt ist es wichtig den Zuschauer mit Interesse an das Video zu binden und nicht durch lange Weile zu verlieren.


    4. Clip-, Szenen- und Videolänge:

    Man sollte sich überlegen, wann wurde die Aufnahme vom Zuschauer geistig erfasst. Zeigt eine Aufnahme keinen Bewegungsablauf oder Veränderung, ist eine Cliplänge von 10 Sekunden schon ziemlich lange. Ein Anhaltspunkt ist, wie lange würde ich mir ein Papierbild ansehen bis ich alle Informationen darin erfasst habe und an meinem Nebensitzer weiter geben bzw. zurücklegen würde. Eine Szene kann dann mehrere Clips beinhalten, aber bitte keine Wiederholungen. Dasselbe Motiv aus mehreren Einstellungen die dann entsprechend kürzer sind. Dabei auch immer die ganze Szene und sowie die Geschichte dahinter beachten. Da heraus ergibt sich eine gesamte Videolänge. In den meisten Videos wo in aller Regel nur eine Location wieder gegeben wird, wäre eine Gesamtzeit von 2 bis max. 3 Minuten absolut ausreichend. Danach verliert man den Zuschauer.


    5. Musik:

    Die Musik ist ein sehr wichtiges Instrument und soll die Stimmung des Videos wiedergeben bzw. untermalen. Eine und dieselbe Bildaufnahmen wirken mit unterschiedlich gewählter Hintergrundmusik komplett anders. So passt in ein Alpenpanorama kein Seemannslied und umgekehrt. Die Morgenstimmung oder der Sonnenuntergang verträgt kein Techno, das Autorennen keinen Walzer und die Feld- und Wiesenaufnahme keinen Rock. Die Musik sollte auch das gezeigt Tempo wiederzugeben. Sportaufnahmen benötigen dann etwas schnellere, Landschaftsstimmungen etwas langsamere Musik. Man wählt entweder die Musik nach der Stimmung im Video oder auch anders herum man schneidet das Video nach der Stimmung der Musik.


    So sollte auch immer die Musik schon vor dem Feinschnitt feststehen. Besser noch sie steht schon bereits zu Beginn im Storyboard. So sollte sich dann auch die gezeigte Szene an der gewählten Musiklänge orientieren oder eben umgekehrt. Die Kür besteht dann sogar darin, habe ich eine Musik mit herausragenden Takten (LFEs = Low Frequency Effects) oder Tonsequenzen (mit unterschiedlichen Taktgeschwindigkeiten oder Genres), so nutzt man diese auch gerne um von einem auf den anderen Clip über zu blenden bzw. zu schneiden. Das nennt man dann "an der Musik schneiden".


    6. Effekte:

    Effekte sind wichtig und dürfen meines Erachtens in keinem Video fehlen. Dabei gibt es zwei Arten von Effekte. Effekte die bereits bei der Aufnahme vor allem mit den Möglichkeiten einer modernen Kameradrohne (Point of Interest [auch als ORBIT bekannt], Active Tracking, Folow Me, etc.) gemacht werden und andere, die während der Postproduktion im Videoschnittprogramm (Blenden, Vignetten, etc.) eingefügt werden. Für beide gilt, werden diese zu oft eingesetzt, wirken diese Verspielt und Langweilig. Vor allem bei aufwendigen 3D-Überblendungen sollte man beachten, dass man damit nicht zu sehr von der eigentlichen Story ablenkt. Eine aufwendige Blende zum Herausstellung einer Szenen-, Tages- oder Location-Wechsel stellt kein Problem dar. Zwischen den einzelnen Clips sollten aber nur harte Schnitte oder max. eine kurze Kreuzblende eingefügt werden. Bezogen auf die eigene Story gilt hier der Leitsatz "Weniger ist oft mehr!".


    Einer meiner Lieblings-YouTuber ist Benn TK. Ich muss jedoch sagen, ausschließlich wegen seiner genial gemachten Effekte wo ich mir gerne Ideen hole (aber meist bereits an der Umsetzung scheitere). Er besucht oft traumhafte Urlaubsziel und macht geniale Aufnahmen. Neben seinen genialen Effekten gehen jedoch die eigentliche Message dieser Location verloren und man hat nur den "Wow-Effect" für seine Effekte. kann man das wie Benn TK so umsetzen ist das O.K. und das Video lebt dadurch, selbst sollte man davon absehen, wenn man seine Luftaufnahmen entsprechend rüber bringen möchte.


    7. Mit den Augen darf man stehlen:

    Schaut Euch einfach diverse Videos auf YouTube, Vimeo und Co. an. Entscheidet selbst, was langweilt und was fesselt Euch. Ein gutes Indiz ist immer, wann will ich das Video bis zum Ende sehen und wann will ich das Video vorzeitig beenden. Bei ersterem schaut es Euch noch einmal genauer an und überlegt woran liegt es, dass Ihr es fertig anschauen möchtet. Beachtet dabei aber auch, vieles ist bereits schon mehrfach erzählt worden. So gelten Wald, Feld und Wiesenaufnahmen oder Videos von Windrädern oder der bereits oben erwähnten Elbphilharmonie als "abgebrannt". Also sich in anderen Videos Ideen holen ist erlaubt aber sich dann eine ganz eigene Story überlegen wo man etwa neues und anderes "erzählen" kann.





    Das sollen jetzt mal die ersten grundlegenden Tipps und Überlegungen meinerseits gewesen sein. Mit Sicherheit gibt es noch jede Menge mehr davon. Jedoch je tiefer man in das Thema einsteigt umso individueller wird es und die persönlichen Vorlieben kommen zum Vorschein. Dennoch sollen in diesem Thread weitere Tipps und Tricks zu den Grundlagen bereits beim Aufnehmen und der anschließenden Nachbearbeitung gesammelt werden.

    5 Mal editiert, zuletzt von quadle ()

  • Fein geschrieben quadle .

    Ich würde sogar noch vor dem Story-Board mir die Frage beantworten, besteht überhaupt "öffentliches Interesse"?

    Eben wie Du schreibst, noch'n Clip vom Elbi von außen, nöhö.

    Obwohl, von den Fundamenten gibt es noch Keinen ...;)